Spontan Cross am 16. September

– von Katharina Dietrich –

Im ZielEs gibt Wettkämpfe, die ich besser spontan bestreite. So habe ich weniger Zeit um darüber nachzudenken was für eine blöde Idee es war mich anzumelden und was mich da wohl geritten hat.

So auch am Sonntag. Legend of Cross Iron Race, so der Titel des Wettkampfes zu dem ich erst am Freitag zuvor durch Ummeldung kam. Natürlich war der kranke Sportfreund nicht für die „mal in Crosslauf hineinschnuppern“ Runde gemeldet sondern gleich für die Expert Variante. Ich muss sagen, Crossläufe kannte ich zuvor nur mit natürlichen Hindernissen und so sagte ich tollkühn „Ja“ zu 16 km mit 32 Hindernissen. Mittwoch davor waren wir schließlich 13 km durch Oberholz und Großpösna gelaufen und das im Dunkeln, wenn das keine super Vorbereitung war…

Der Gedanke, dass es eine blöde Idee war, kam mir dann beim Lesen auf der Homepage des Veranstalters. Da hießen die Hindernisse „Wellenbrecher“, „Die Wand“ oder „Wasserträger“. Doch so richtig flau wurde es mir bei „Feuersprung“. Wo war mein innerer Schweinehund als ich „ja“ zu den 16 km sagte, wo war meine Vernunft, als ich zustimmte ohne mir vorher wenigstens die Homepage anzusehen? Wo sind all die Laufhinderungsgründe wenn es darauf ankommt?

HufeisenseeAber zum Glück musste ich mir nicht allzu lange Gedanken machen, der Sonntag war ja nicht mehr weit. Also ging es bei super Laufwetter los zum Hufeneisensee bei Halle (Saale).

Nur gab dort die Streckenerkundung nur noch mehr Grund zu Sorge.

So waren von diesen schönen 1,6 m tiefen Schlammgruben gleich drei gegraben und befüllt wurden. Für alle Läufer, die sich als Experten gemeldet hatten hieß das, sechs Mal rein und irgendwie wieder raus und die zweite Rund ganz nass laufen.

SchlammgrubeFür mich hieß das: Ich will gar nicht alle Hindernisse vorher sehen. Aber es war dann doch beruhigend als die Feuerwehr nach dem befüllen der Gruben wieder abfuhr. Ohne Feuerwehr macht doch keiner ein Feuerhindernis. Na und die anderen machten mir nach dem Kummer um das brennende Inferno durch das ich vielleicht muss schon nur noch halb so viel Angst.

Also versuche ich es einfach mal, ich bin in Halle, mich kennt hier keiner, die Zeit ist doch egal und wenn gar nichts mehr geht, kann ich ja auch immer noch abbrechen.

Mit 326 anderen Teilnehmern ging es dann auf die Strecke über

Asphalt, Wiese, Wald- und Sandboden. Das erste Hindernis war eine Strohpyramide, zum Glück breit genug für den Massenansturm. Vor den natürlichen Hindernissen war dann aber erst mal anstehen angesagt, die Böschung zum See hinab war nur hintereinander zu bewältigen und so gab es noch eine kleine Pause. Auf den ersten 8 km waren immer Läufer vor und hinter mir, so konnten wir uns bei den Hindernissen helfen, oder ich mir zumindest die Technik abschauen. So kam ich gut durch und auch beim Sprung in die Matschgrube zum Ende der ersten Runde brauchte ich keine Überwindung mehr.

Auf Runde zwei waren die Experten dann unter sich. Alle komplett nass. Für mich hieß das: eine ziemlich einsame Rund musste in nassen, schweren Turnschuhen bestritten werden. Dass ich eigentlich ein „Nur-Läufer“ bin, habe ich auch gemerkt: Jedes Hindernis brachte mich in dieser Runde aus dem Takt. Nach jedem Hindernis habe ich aufs Neue gespürt, wie die Blasen an meinen Füßen durch die nassen Schuhe wachsen. Und irgendwie waren die Hindernisse auch gewachsen…

Während ich mich gerade freute, dass ich nun ein Stück schönen Pfad vor mir habe und meine Füße im Adrenalinstoß schon wieder fast vergessen waren, drückte mir ein Ordner einen Autoreifen in die Hand und sagte: „Darunter bis zur Fahne und zurück!“ Total perplex tat ich wie geheißen und sah an den lachenden Seegenießern am Ufer, dass ich nicht der erste verwunderte Teilnehmer mit Reifen war. Ein Stück weiter hatten die Organisatoren für die Experten eine weitere Überraschung: die Strecke führte über zwei Bauschuttcontainer mit Deckel. Ich kann immer noch nicht sagen wie, aber irgendwie muss ich darüber gekommen sein, denn etwas später hatte ich es doch glatt geschafft und sprang beherzt in die erste Matschgrube von Runde zwei.

Was sich nun rächte, die zweite Runde, die Extrahindernisse, kann ich nicht sagen, aber schon aus der ersten Grube kam ich nicht mehr so heraus wie noch in Runde eins. Der Ordner stellte mir dann das Absperrgitter näher heran, damit ich mich daran herausziehen kann. Blieben noch zwei Gruben. Grube zwei, versuch ohne Absperrgitter: fehlgeschlagen. Mit Gitter: abgerutscht. Nochmal: geschafft.

Oh nein, dritte Grube. Schon rein bin ich eher gerutscht als gesprungen. Durch den Schlick bis ans Ende gekämpft: kann hier mal jemand nen Kran holen. Die Alte kommt nicht aus der Grube… Obwohl das Ziel so nah war, war es doch in dem Moment so fern. Hier half am Ende nur noch der starke Arm eines Ordners, der mir aus dem Schlamassel half.

Im ZielUnd endlich konnte ich mich ins Ziel schleppen. Geschafft.

Die Arme von Hecken zerkratzt, die Knie durch das Sandkriechen geschunden, die Füße eine einzige Blase, alle Muskeln Wackelpudding und vom Dreck am ganzen Körper will ich gar nicht anfangen. Wann ist der nächste Cross? Ich will nochmal!

Also wie ist mein Resümee? Der Hufeneisensee ist eine tolle Lokation zum Sport treiben. Das Wetter hat super mitgespielt, bei Regen wären die meisten Hindernisse noch einmal deutlich schwerer gewesen. Für Läufer die einmal etwas Abwechslung suchen ist es definitiv etwas. Ein Ninja Warrior braucht man zum Glück nicht zu sein. Die Hindernisse waren gut aufgebaut und haben den Anforderungen des Ansturms standgehalten. Auch wenn nicht alle versprochenen Hindernisse da waren. Das fehlende Feuer hatte ich ja schon angesprochen und auch sonst kann ich einige der Hindernisnamen von der Ausschreibung den tatsächlichen Hindernissen nicht zuordnen. Die Veranstaltung fand zum ersten Mal in Halle statt und so gibt es noch einige Kinderkrankheiten: für 500 mögliche Starter hatten die Organisatoren drei mobile Toiletten bereitgestellt, auch an der Verpflegung kann noch gearbeitet werden. Der Verpflegungspunkt bei Kilometer 4/12 hatte leider auf der zweiten Runde nichts mehr für solche Schnecken wie mich und im Ziel gab es auch nur Getränke, Apfel und Müsliriegel. Für 59 Euro Startgeld hätte ich mehr erwartet. Da bin ich auch schon bei dem größten Kritikpunkt: der Preis. Was erwarte ich bei einem solchen Startpreis? Wenigstens eine Kleinigkeit zu essen, Bratwurst, wie zum Südraummarathon vielleicht. Und ein paar mehr Ordner, gerade an den natürlichen Hindernissen stand oft keiner, und wie schnell ist man auch da mal gestürzt. Nach dem Wettkampf konnte ich vier Sicherheitsnadeln, eine Startnummer und eine Finishermedaille mit nachhause tragen. Gut, so fertig wie ich war hätte ich nun sicher auch ein T-Shirt oder sowas gar nicht mehr tragen können und ein Wettkampf soll nun ja auch nicht meinen Kleiderschrank füllen. Aber für den Preis mache ich nächstes Jahr lieber den Südraummarathon mit.

 

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