Moritzburg 15.06.2024 – Barockmann (Triathlon Langdistanz)

 – von Alexander Klemm –

Ich hatte mir die Langdistanz schon länger vorgenommen, aber bisher nicht den Mut gehabt, bzw. die Zuversicht eine solche Strecke anzugehen. In diesem Jahr bin ich ohne Erkrankungen über den Winter gekommen und wollte die Herausforderung nun endlich annehmen und auf meiner ToDo – Liste abhaken.
Somit meldete ich mich zu Jahresbeginn für den Moritzburger Barockmann. Mit dem Trainingslager auf Teneriffa und Mallorca sollten genug Radkilometer in den Beinen stecken, um auch diesen Wettkampf gut zu überstehen. Schwimmtraining und Laufen blieben dabei jedoch etwas auf der Strecke, ganz zu schweigen vom Langdistanztraining. Zweimal 30km in April und Mai waren die längsten Läufe, das Schwimmen wurde stiefmütterlich behandelt, kaum erwähnenswert. Somit hatte ich Bedenken im Hinblick auf den Wettkampf in Moritzburg, absagen war jedoch keine Option. Fünf Tage vor dem großen Tag erhielt ich die Nachricht, dass auf Grund eines unerklärlichen Fischsterbens der Schwimmteil abgesagt werden müsste.
Eine herbe Enttäuschung für mein großes Vorhaben, erstmals eine Langdistanz im Triathlon anzugehen. Ohne die 3,8km Schwimmen war es doch weder ein Triathlon noch eine Langdistanz, so dachte ich mir. Die Enttäuschung war also schon im Vorfeld groß und damit schwand auch die Motivation, da ich auch bei einer guten Leistung und dem Finishen keine echte Langdistanz würde bewältigt haben.
Dennoch reisten wir ein Tag vorher nach Moritzburg und übernachteten auf dem Parkplatz im Kleinbus. Auf Grund einer hoch frequentierten Lage durch Jugendliche mit ihren Autos, lauter Musik, laufenden Motoren und lauter Gespräche war es eine kurze und schlaflose Nacht.
Ich war froh als diese vorüber war und ich endlich in meine Wettkampfkleidung schlüpfen konnte.
In den frühen Morgenstunden bei kühlem aber sonnigem Wetter starteten die Langdistanzler zusammen mit den Staffeln und Duetten auf dieser Distanz. Anstelle des Schwimmens liefen wir 6,6 km um den Schloßteich, die Stimmung war gut und ich lief sehr langsam, immer im Hinterkopf dass der Tag noch sehr lange dauern würde und ich keine Körner zu verschwenden hatte. So ließ ich viele Läufer ziehen und konzentrierte mich auf mein eigenes Rennen. Mein Ziel war es durchzukommen, den Wettkampf zu beenden und keine Verletzungen
davon zu tragen.
Auch beim Wechsel ließ ich mir Zeit, wechselte in die Radsachen, überlegte dreimal um nichts zu vergessen, nahm Verpflegung mit und Regenschutz. Dann ging es auf die 173km Radstrecke. Eine schöne Runde, die 6 mal gefahren werden wollte. Nach der ersten Runde begann es zu regnen. Es gab ein paar Kopfsteinpflasterpassagen, bei denen man abbremsen musste und die einige Verluste an Trinkflaschen verursachten. Auf meiner zweiten Runde bemerkte ich, dass die Trinkflaschenhalterung an meinem Sattel verdreht war und meine Flaschen nach unten hingen. Das Problem war leider nicht zu lösen, so musste ich ständig nach hinten schauen und in einigen Passagen die Halterung festhalten. Am Ende der Runde packte ich die Flaschen
in meine Radtrikottaschen und hielt an einem Versorgungspunkt um die Halterung zu fixieren. Das gelang leider ohne entsprechendes Werkzeug nicht, so musste ich mit klammen Fingern in Kälte und Regen die Schraube irgendwie lockern, was nach einigen Minuten gelang. Niemand durfte mir helfen, da es sonst eine Zeitstrafe gegeben hätte. Nun konnte ich mir auch noch Zeit nehmen meinen Regenschutz überzuziehen, um nicht auszukühlen.  Der Regen dauerte 4 Stunden an.
Die Unterstützung an der Strecke war wirklich toll. Auch die Verpflegungspunkte sehr gut organisiert, jedoch nutzte ich diese nicht ein einziges Mal, da ich genug Verpflegung und Getränke dabei hatte. Im Regen und Kälte hat man auch nicht so viel Durst, sondern muss davon eher öfter auf Toilette. Was wieder Zeit gekostet hätte.
Am Ende der Radstrecke hörte der Regen auf und es trocknete langsam ab. Auf der Strecke und den Kopfsteinpflasterpassagen sowie Baustellen musste man im Regen besonders vorsichtig fahren. Bestzeiten waren hier also nicht möglich.
Ich freute mich tatsächlich auf die Laufstrecke als ich zum Wechsel kam. Hier musste man einmal mit Socken um den Wechselgarten laufen und hinter langsameren Teilnehmern warten, da es zu eng war um vorbeizulaufen. Wieder Zeitverlust. Beim Wechsel musste ich erst einmal die nassen Klamotten loswerden und nahm mir sehr viel Zeit. Musste noch ein trockenes Paar Socken in meinem Rucksack suchen, da ich nicht daran gedacht hatte, dass meine Socken auf dem Rad derartig durchnässt und schmutzig werden würden. Für den Marathon wollte ich mit trockenen und sauberen Füßen starten, um wunde Stellen zu vermeiden. Es würde schon so anstrengend genug werden. Auch fand ich noch Zeit den Radcomputer auszuschalten und vorher die Strecke zu speichern, irgendwie hatte ich es nach der Odyssee nicht eilig.
Nach langen 7 Minuten machte ich mich dann auf die Laufstrecke. Bereits nach 500m bekam ich einen Krampf im rechten Oberschenkel. Da dachte ich, dass es nun vorbei sei mit dem Wettkampf. Ein Gel und ein paar Schritte gehen später konnte ich aber wieder ohne Problem laufen. Die Pace war natürlich entsprechend niedrig, aber ich freute mich, dass es überhaupt
vorwärts ging. So konnte ich die ersten 20km gut hinter mich bringen. Als es in die 4. Runde ging hatte ich ein großes Loch und wurde etwas müde. Die Sonne war auch wieder da und es wurde sehr warm.
Teile der Runde waren wie ein Trail und es gab auch Anstiege, die bei latenten Krämpfen nicht sonderlich förderlich waren. So musste ich einige Male gehen damit sich die Muskulatur
erholen konnte. Auch die Aufnahme von Verpflegung in Form von Gels wurde mit der Zeit schwierig. So kam auch noch Übelkeit hinzu. Ich versuchte mich selbst immer wieder zu motivieren, sagte mir, nur noch eine Runde, dann bist du in der letzten Runde und dann ist es nicht mehr weit. Auch an der Strecke motivierten viele Leute die Aktiven, das war eine große Unterstützung. Jörg Bauer war ebenso vor Ort und feuerte mich jedes Mal an, wenn er mich sah. Besonders in der letzten Runde war er an mehreren Stellen und motivierte lautstark. In der letzten Runde konnte ich nichts mehr zu mir nehmen, fühlte mich aber immer besser je näher ich dem Ziel kam und konnte den letzten Kilometer sogar nochmal Gas geben und
ein paar Mitstreiter auf Abstand halten.
Nach 10:35 Stunden war es dann endlich soweit, ich konnte über die Ziellinie laufen und hatte meine erste Langdistanz gefinished. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war einfach nur glücklich, diese Herausforderung bewältigt zu haben. Ich saß fast eine Stunde im Zielbereich in der Sonne mit meinen Unterstützern, Jessica und Jörg, genoß die Ruhe und das Gefühl etwas Großes geschafft zu haben.
Jörg teilte mir dort mit, dass ich in der Sachsenmeisterschaft in meiner AK gewonnen hätte, was zum einen unwirklich klang und zum anderen eine schöne Überraschung war. Auch stellte sich heraus, dass ich in der Gesamtwertung Langdistanz nur 1:30 Minuten hinter dem 3. Platz lag. Bei dem riesigen Zeitverlust durch technische Schwierigkeiten usw. natürlich etwas ärgerlich, da ich ohne diese 10 – 15min schneller gewesen wäre. Etwas schade, aber nicht zu ändern.
Dennoch war es ein außergewöhnliches Erlebnis gewesen und ich war glücklich, gesund ins Ziel gekommen zu sein. Danke für die Unterstützung, Jörg und Jessica! Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder. 🙂
 
P.s.: In der Wechselzone fand ich nach dem Rennen meine Halterung samt Schraube und Mutter an meinem Rad liegen. Die Helfer hatten sich meine Nummer gemerkt, alles zusammengepackt und zu meinem Rad gebracht, während ich gelaufen bin. Vielen Dank! Was für eine schöne Geste und Unterstützung.

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