Mittlerweile liegt der Lauf schon etwas zurück aber lieber spät als nie.
Start der Reise ist ja nicht wenn man erst los macht, sondern schon vorher. Sprich Tasche packen, Einreiseformulare vorbereiten, eine ESim Karte besorgen und so weiter… Bea schob bzgl. unserer bevorstehenden Laufveranstaltung sogar noch eine radikale Diät mit ein. Eine sogenannte MD-Kur. Leider etwas zu viel Gewicht verloren sodass wieder einmal an den Tropf musste oder war das der Plan um noch mal einen Booster an Vitaminen und leistungssteigende Elementen zu bekommen, man weiß nichts genaues.
Abflug München – Ankunft Bangkok
Nach unserem kurzen Schlaf zwischen den Gezeiten – wir hatten tatsächlich das Gefühl, im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Welten zu sein – sind wir aus dem Hotel gefallen und standen direkt im Einkaufszentrum MBK. Wow. Dezenter Kulturschock. Ein Einkaufszentrum, das vorrangig auf „hochwertige“ Markenbekleidung setzt.
Unser eigentliches Ziel war jedoch das Siam Paragon, etwa 700 Meter entfernt – eines der Einkaufszentren der Superlative. In der sogenannten Royal Siam Paragon Hall sollten unsere Startunterlagen auf uns warten. Diese Halle in der fünften Etage zu finden, entpuppte sich allerdings als kleine Schnitzeljagd.
Plötzlich hörten wir Megaphone, sahen Ordner und Absperrungen. Alles schön ordentlich geregelt: Schlange stehen im „Zaungarten“, ähnlich wie bei Peek & Cloppenburg an der Kasse – nur mit kleineren Bauzäunen. Hier kam man allerdings nur mit Anmeldebestätigung und Personalausweis hinein. Hui. Alles war bis ins Detail organisiert. Am Counter angekommen, bekamen wir schließlich unsere Startnummern.
Danach ging es weiter zur T-Shirt-Ausgabe. Jedes Shirt fein säuberlich in einer Plastiktüte verpackt und zu 1000 % exakt abgezählt. Eigentlich völlig in Ordnung, denn so wird nur das produziert, was auch wirklich gebraucht wird. Klar, die Tüte hätte man sich sparen können, aber wenn man bedenkt, wie es in Thailand insgesamt zugeht, gibt es definitiv andere Stellschrauben als die Shirts. Irgendwo muss man schließlich anfangen.
Warum ich das erzähle? Nun ja – ich (Bea) hatte vorsorglich M und L bestellt, damit René und ich im Zweifel tauschen können. Meine Erfahrungen aus Thailand 2008 und Peking 2005 hatten mir nämlich gezeigt, dass hier vieles kleiner ausfällt. Fakt ist: Tut es diesmal nicht. Und tauschen durfte man offiziell auch nicht.
Also begann ich, jemanden zu suchen, der zum Tausch bereit war. Kleine Herausforderung: Jede Distanz hatte eine andere Farbe, und ich brauchte jemanden, der von L auf M wechseln wollte. Und siehe da – er war doch schnell gefunden. Ein gefühltes Opa-Enkel-Gespann.
Der Enkel schüchtern, der Opa glücklich und stolz, weil er bei der gestrigen Berlin-Marathon-Auslosung einen Startplatz erhalten hatte. Und so half mir der Opa dabei, dass der Enkel sein Shirt mit mir tauschte. Eine großartige Kombi, die beiden.
Anschließend ging es weiter zum Merchandise-Stand. Auch das war ein kleines Unterfangen. Aber wir wären ja nicht wir, wenn wir dafür keine Lösung gefunden hätten. Denn eigentlich war es nicht vorgesehen, die Jacken anzuprobieren. Außerdem sollte René noch ein einzelnes Shirt bekommen – verfügbar war allerdings nur noch Größe XXXXL. René, wie bescheiden er ist: „Na ja, dann eben nicht.“ Aber nicht mit mir.
Ich habe kurzerhand fünf Thais beschäftigt, damit wir das Shirt von der Puppe mitnehmen durften – Größe M. Irgendwo in den hinteren Katakomben wurde dann noch weiter gesucht, denn die Puppe durfte natürlich nicht verändert werden. Am Ende wurde uns die Lösung stolz präsentiert.
Mission erfüllt.
Morgen ist es dann soweit.
Nach dem Tagesausflug stand die Laufveranstaltung auf dem Plan. Um 02:00 Uhr war mein Start für den Halbmarathon, und Beatrice begann ihren 10-km-Lauf vier Stunden später. Während mein Start unmittelbar vor dem Hotel lag, musste Bea erst zu ihrem Startpunkt fahren, der später auch unser gemeinsames Ziel sein sollte.
Der Plan war, mich ab 19:30 Uhr noch einmal hinzulegen und fünf Stunden zu schlafen. Alles war vorbereitet, nur meine Augen wollten nicht. Es schlug Mitternacht, und ich war immer noch wach. Bei so einer langen Reise mit Zeitverschiebung braucht der Körper eben Zeit für einen neuen Rhythmus; 19 Uhr in Bangkok bedeutet 13 Uhr in Deutschland 🇩🇪. Also gab es doch keinen Schlaf vor dem Lauf. Ich aß noch eine Kleinigkeit und machte mich dann auf den Weg zum Startfeld.
Ich war in Block A2, A1 waren die Profis. Ich glaube, es ging bis Block H. Die Blöcke füllten sich rasch, und jeder turnte noch etwas herum. Mir war warm; theoretisch hatte man es mit 24 Grad gegenüber den sonst üblichen 26 Grad in der Nacht gut erwischt, aber die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch und lag bei über 85 %. Ich schwitzte schon im Stehen beim Nichtstun und übergoss mich vorab bereits mit Wasser.
Start – auf geht’s! Ein Zeitziel hatte ich nicht wirklich. Nach langer Verletzung und Trainingspausen war das Ziel einfach, gut durchzukommen. Die ersten 100 Meter waren geschafft, und ich hatte das Gefühl, ich ran in einer Sauna-Blockhütte. Ohhh 😮 das wird hart, dachte ich. Zum Glück gab es hier alle zwei Kilometer eine Verpflegungsstelle. Und so waren die ersten zehn Kilometer geprägt von 100 Metern Kühlung und 1,9 Kilometern heftigem Schwitzen.
Mein Puls war auch schlagartig nach dem Start im roten Bereich. Die Beine fühlten sich gut an, aber der „Schwitzekörper“ (Kadaver) nicht unbedingt. Mit einer mittleren 49er-Zeit war ich trotzdem super zufrieden. Nachts zu laufen hatte ich bisher auch noch nicht erlebt. Die Straßen waren breit und größtenteils ausreichend ausgeleuchtet. Manchmal war es etwas zu dunkel, aber die Strecke hatte keine Schlaglöcher parat.
Bis Kilometer 15 ging es unverändert weiter, wobei ich nun etwas kämpfen musste, um die Pace zu halten. Danach begann aber der Leistungsabfall, und der Fokus lag nur noch auf dem Ankommen. Ich machte sogar eine kurze Fotopause – wann läuft man schon nachts durch Bangkok?
Bei Kilometer 19 kamen plötzlich die 1:50-Pacer an mir vorbei. Ich grübelte kurz, und mein sportlicher Ehrgeiz rief: Auf gar keinen Fall kommen die vor uns ins Ziel! (sprich „wir“: ich, der innere Schweinehund und der Ehrgeiz.) Also zog ich noch einmal auf den letzten zwei Kilometern an. Ich überholte die Pacer zurück.
Endlich begann der Teppich, noch eine Kurve – und da war das Ziel. Geschafft! Ich war fix und fertig. Einmal Eistonne bitte 🙏.
Im Anschluss wurde man nach angegebener Shirtgröße in die jeweilige Gasse geführt. Ein Beutel, dann Getränke so viel man wollte, dann Finisher-Shirt, Medaille, Gutschein für Eis, Suppe und Shake sowie ein Essen nach Wahl (Chicken mit Reis und Kuchen als Dessert).
Dann schaute ich auf die Uhr: 1:49:05. Das war schon deutlich besser – aber unter den Bedingungen für mich ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis.
Dann kam Bea …
Halloooo, hier bin ich. Mein Rennen fing schon 2 Tage vor Abflug an. Die Testrennstrecke verlief zwischen Schlafzimmer und Bad und wurde zu einer Intervall Einheit. Weil das „Training“ so anstrengend war und mir ziemlich durch den Kopf und … ging, brauchte ich einen direkten Einschuss von Elektrolyten und anderem beruhigenden Zeugs, damit das Duracellrennen aufhört.
Ich war schon vorm Start All Out gegangen.
Und so war es kritisch überhaupt in die Blechbüchse zu steigen.
Und nun zu „One Night in Bangkok“. Ich hab wenigstens 1 1/5 Stunde geschlafen und dann hat mein Körper auch la Paloma getanzt.
Der Geist wusste das er schlafen sollte, aber irgendwer im Kopf, alla Alles steht Kopf, hat den Schalter für „Augen schließen“ nicht gefunden.
Da mein Magen bis dato noch nichts wirklich Neues wieder gesehen hat, haben wir zusammen unseren Bananenkuchen aus dem 7 Eleven gegessen.
Ich bin kurz nach 03:30 Uhr aus dem Hotel raus und hab die Shuttle Station gesucht, die nah am Hotel sein sollte. Bloß gut, das ich eine Einheimische traf, die diese auch gesucht hat. Der Vorteil, sie konnte sich lückenlos mit den Verkehrspolizisten verständigen.
Sie führte mich auf einen Hinterhof.
Und dort standen die Shuttlebusse 🤣
Dieser brachte uns zum 10 Km Start und Zielbereich für alle Distanzen.
Wahnsinn, was für eine Kulisse!
René gleich gefunden.
Bis zu meinem Start 06:05 Uhr hab ich mir noch bissl Zeit vertrieben. Der Ehrung von der Queen durch Eliud Kipchoge zu geschaut, die Thai Dixi Klo‘s begutachtet.,Diese sind Alte Busse. Das Reinigungspersonal hat dort sogar ein Zimmer zum schlafen drin.
Kurz vorher gab es eine beeindruckende Drohnenshow. Feuerwerk wird überbewertet.
Und nun ging es in meine Startbox C. 05:59 Uhr bin ich über die Matte gelaufen. Zeit, mal früher, mal später, mal pünktlich, alles sehr individuell. Wie bei unserer Anreise.
400 Meter, ich fühle mich als wäre ich die Sauna.
Also weiter, auch auf meiner Strecke gab es aller 2 km eine Versorgungsstation. Die kleinen Flaschen wurden in mächtig großen Icecubes gekühlt.
Eine der Challenge‘s für mich war, den Helfern zu deuten, das ich Flaschen und Icebubes wollte. Es hat geklappt. Ich steckte mir die Icecubes unters Käppi. Trank Wasser und kippe den Rest über‘n Körper. Staunende Augen um mich herum.
Km 4,4: Die Schaltzentrale sagt Knock Out. Gel und gehen.
An jedem VP das gleiche Spiel. Während dem Lauf beobachtete ich, das vor den Dixies reges Begängnis war, eher Party, anstatt dringend… bei uns sieht man eher nur angestrengte Gesichter vor den Dixies.
Auf der Laufstrecke Party, Ruhe, Gelassenheit, ausgiebige Spaziergänge und vorbei an verschiedenen Sehenswürdigkeiten von Bangkok.
Es kam der vorletzte VP, das Schlaraffenland. Jede Menge verschiedene leckere Naschereien, Obst, Getränke und Wassereis. Man drückte mir alles in die Hand.
Und so kam es, das ich die Icecubes auffrischte, mich am Wassereis und Wasser festhielt.
Der Kopf sagt, Boar geil, das muss ich René zeigen und esse es im Ziel. 🤣
Mhm, 25 Grad, noch 2 Km.
Bei Km 9,2 hab ich es getrunken.
Ziel, verrückt. Ich bin in Bangkok gelaufen. Nach all dem, was ich lange Zeit auskurieren musste.
Nächste Challenge: zum Treffpunkt gelangen. Mit Laktat in der Schaltzentrale und wo alles gleich aussieht, war das ein kleines Unterfangen.🥳
Schnell paar Foto‘s mit René und Medaille.
Auf geht’s zum Shuttlebus der uns wieder ins Hotel bringt. Sonntagfrüh 07:45 Uhr incl. Rushhour.
Duschen, Frühstücken und ab ins Bett, denn mittlerweile waren wir 26 h wach.
























