Der 13. Tannheimer Radmarathon

– von Rene Schumann

Diesmal sollte man ihn allerdings Regenmarathon nennen, vorab ich war noch nie so lange im Wasser… nicht einmal als ich die 100x100m Schwimmen absolviert habe.

Das Geplänkel, Abreise, Aufstehen und so weiter lass ich mal weg. Tatsächlich war ich mit offenen Augen, meinem Rad + Bea und meinem Freund Micha am Start. Der war für 06:00 Uhr angesetzt. Die Lufttemperatur betrug 12°C Grad Celsius, es regnete und das sollte auch erstmal so bleiben. Meine Klamottenausstattung für nasse Renntage hat durchaus viel Potenzial zur Optimierung, Micha lacht immer darüber. Mit anderen Worten ich habe nichts Abweisendes gegen Wasser dabei, nicht mal eine Tüte für mein Handy. Professionalität ist was anderes, aber ich bin ja auch Amateur.
                                        

Und los gings, nach ca. 11,35 Sekunden war dann auch schon wirklich alles nass an mir. Schuld daran war zum einen Regen von oben und dass die ganzen Mitfahrer keine Schutzbleche hatten. Wasser aus allen Richtungen. Nach einer Showrunde im Ort ging es dann Richtung Westen wo auch der Wind herkam. Mir war erstmal wichtig eine gute Gruppe zu finden und so gab ich auf den ersten Metern etwas Gummi um evtl. bei den Schnelleren dabei zu sein. Geschafft. Ich ordnete mich hinten ein und bekam weiterhin aus allen Richtungen Wasser ab.

Ihr müsst euch das so vorstellen: Ihr fahrt mit dem Rad und die ganze Zeit spritzt euch ein Wasserschlauch ins Gesicht. Zwangsläufig trinkt man davon auch was, bzw. saugt der Körper das Wasser auf. Nach 24km konnte ich das erst mal etwas auf dem Tacho erkennen. Wichtig war für mich und alle anderen, ordentlich zu fahren und nicht weg zu rutschen. Irgendwann kam dann auch der erste Berg und die Gruppe sprengte sich, danach ging es erstmal alleine weiter. Einige überholte ich aber für eine Allianz waren diese Sportler zu langsam. Zum Glück sah ich dann eine 5er Gruppe am Horizont. Also mehr Watt in die Pedale und heranfahren. Es kann allerdings auch mal böse enden, wenn man sich überzockt…zumal noch über 160 km zu fahren waren. Aber es ging gut. Bis Km 68 zur Verpflegungsstation und gleichzeitigen Startpunkt für die nächste 500m Höhenrampe konnten wir uns alle gegenseitig helfen.

Pullerpause und ich kann euch sagen es war die längste in meinem Leben. Anscheinend hatte ich durch die spritzenden Hinterreifen ca. 50 – 100 Liter Flüssigkeit aufgenommen, die jetzt raus mussten. Aber gut alles was draußen war, musste ich nicht den Berg hochhieven. Der Berg tat auch echt weh, Teilabschnitte mit 16% Steigung sind halt kein Zuckerschlecken. Oben angekommen ging es auch gleich wieder im Affentempo nach unten. Sicherheit ging vor, daher habe ich auch mal die Bremse benutzt, wenn es zu schnell wurde. Ich schreibe jetzt mal keine Zahl hin, es könnte ja auch meine Frau lesen. Ihr versteht mich, gelle. Dann war die Strecke erstmal relativ flach, mit 5 weiteren Fahrern ging es dem Ziel näher. Wir sammelten hier da mal wieder Abgehängte aus vorderen Gruppen ein und irgendwann waren wir ca. 15 Leute. Der nächste Berg kam, unterm Strich insgesamt 1000 Hm allerdings fährt man die ersten 300 recht entspannt, weil man sie gar nicht so mitbekommt. Verpflegungsstation, Pullerpause und rauf ging es die restlichen 700+ HM. Die Aussicht von oben ist bestimmt toll, aber die Wolken, der Nebel und der Regen haben dies nicht zugelassen. Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass es regnet?

Berg geschafft, einmal runter und ach Stop Pullerpause und jetzt nach unten. Das Spiel wiederholte sich immer wieder. Kilometer 199 letzter Anstieg mit nur 200 HM, Live Standort aktiviert und Go. Anstieg geschafft und jetzt nur noch reinrollern, … hatte ich gedacht. Da sprach aber noch der Westwind ein wenig mit und machte die letzten 13 km zum mentalen Kraftakt. Oberschenkel waren schon offline, zumindest kam ich nicht mehr über 200 Watt. Egal, das gehört dazu. Einfahrt in den Zielbogen, der Schmerz ließ nach, der Stolz war da, der Regen war auch endlich weg und glücklich nahm ich meine Bea in den Arm. Auch sie war den ganzen Tag auf Achse und angespannt. Micha kam ebenso glücklich ins Ziel. Mit dem Spruch: „Marathon bei Dauerregen, das muss man wollen“.

Jetzt Erholung und dann geht’s zum Ötztaler Radmarathon Teil 2.

   

215km mit 3500 Höhenmetern
Zielzeit 7:24:46h

PS: Es gibt keine Trilogie.

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