Meine „Ironman Story“

– von Stephan Weber – 8 - im Ziel

Die Triathlon-Langdistanz ist eigentlich wie ein IKEA Regal – einfach die Anleitung lesen und dann klappt das schon.

Sommer 2016, nach der Mitteldistanz und einem Marathon, galt es nun das neue Ziel, die Triathlon- Langdistanz zu absolvieren. Im Freundeskreis gab es einige, die diese Herausforderung bereits gemeistert hatten und auch für mich persönlich wollte ich dieses Ziel erreichen. Also ging es im Spätsommer 2016 in Lohsa beim Knappenman an den Start über die Langdistanz. Nach einem guten Schwimmstart und einer passablen Radstrecke, ging mir dann doch leider auf der Laufrunde die Puste aus, so dass ich den Wettkampf abbrechen musste. Gründe dafür musste man nicht lange suchen, man könnte sagen, das Wetter war zu heiß, man könnte sagen, ich hätte vorher mehr und härter trainieren sollen, doch der wohl wichtigste Grund war wohl die Ernährung. Denn die bestand bei mir im Wettkampf eher nach Lust und Laune, so dass ich nur dann gegessen habe, als ich hungrig war und nur dann getrunken hatte, als ich durstig war. Das führte am Ende nach über 10h dazu, dass mein Körper einfach nicht mehr weiter wollte. Trotz der vielen lieben Worte von der Familie und Freunden, war ich dennoch genervt, es nicht geschafft zu haben. Denn das Ziel, eine Langdistanz zu absolvieren, bestand nach wie vor. Nach der Saisonpause im Herbst ging es dann im Winter wieder los, zunächst mit der Analyse, was sollte ich denn jetzt am besten anders machen, um mein Ziel beim zweiten Anlauf zu schaffen. Nach Rücksprache mit einigen Freunden vom LFV Oberholz hatte ich nun meinen neuen Plan bzw. Anleitung für das Jahr 2017 aufgestellt und war gewillt, ihn einzuhalten.

Am 10.6.17 war es nun soweit. In typischer Stephan-Weber-Manier ging es an den Start, d.h. 15min. vor dem Start die Wechselzone eingerichtet und 10min. vor dem Start den Neo angezogen. Zum Schluss hätte ich fast noch meinen Transponder vergessen, aber den hatten zum Glück meine beiden größten Fans (Verlobte + Muddi) einstecken. Also Transponder an das Fußgelenk und los ins Wasser, da fiel auch direkt der Startschuss. Dank Neo und über 20 Jahren Schwimmerfahrung ging die erste Disziplin gewohnt gleichmäßig vorüber. Ich bin schon 2x in Moritzburg gestartet, aber selten bin ich schon so früh aus dem Wasser aufgestanden, wie hier im Karpfenteich am Schloss Moritzburg. Denn eigentlich schwimme ich lieber so weit wie möglich, um meine Beine zu schonen. Beim Ausstieg fühlte man sich dann Dank der Helfer wie auf einem Katapult und konnte somit schnell in die Wechselzone laufen. Kurzer Blick auf die Uhr: 1h:17m, mh naja beim Knappenman hab ich 1h:10m gebraucht, wer weiß, was heute los war im Wasser. Natürlich hatte ich dann einen Schluck Wasser genommen, denn es hieß ja, ich soll nicht trinken und essen, wie ich es möchte, sondern ich sollte es in mich reinstopfen. Also gönnte ich mir meinen ersten Becher Wasser direkt nach dem Wasserausstieg und beim Umziehen mein erstes Gel des Tages. Schnell ging es dann auf das Rad und es konnte reingetreten werden. Kurz gerechnet, es war ca. 8:20Uhr, als ich das erste Gel eingenommen habe, also sollte ich 8:45Uhr das nächste Gel einnehmen. Die erste Runde ging flott rum, am zweiten Verpflegungspunkt gönnte ich mir eine Flasche ISO. Die Helfer an den Verpflegungspunkten waren top organisiert, jeder Handgriff saß, ich bekam immer das, was ich wollte, ohne groß anhalten zu müssen. Das hatte ich im Training nie trainiert und war sehr verwundert, dass das im Wettkampf so reibungslos funktionierte – dickes Lob an die Helfer und Organisatoren vom Moritzburger Triathlonverein! In der dritten Runde wurde es dann schon voller, weil die Starter über die Mitteldistanz mit auf die Strecke kamen. Da kam dann auch mal der Martin an einem vorbeigerauscht und motivierte einen weiterzumachen. Zum Ende hin wurde es ruhiger und eintöniger, dennoch hielt ich mich an die Anleitung und nahm weiter fleißig alle halbe Stunde etwas zu trinken und ein Gel zu mir. Für etwas Abwechslung sorgten da zwei Katzen, die meinten, doch mal eben die Radstrecke queren zu müssen, aber es sich dann doch anders überlegten. Nach 6h:45m wieder im Wechselgarten angekommen, war ich auf der Suche nach einer Laufhose mit Taschen für die Gels, naja leider war davon nur keine an meinem Platz – dann musste es jetzt eben so gehen. Kurzer Blick auf die Uhr gut 8h sind vergangen, bleiben nun also noch knapp 7 (bis zum Zielschluss) für den Marathon, also eigentlich machbar. Die ersten Schritte fielen schwer, sehr schwer. Trotzdem galt es weiter ein Gel alle halbe Stunde einzunehmen und auch bei jedem Verpflegungspunkt kurz anzuhalten, um einen Becher Iso oder Wasser zu trinken. Ab Laufrunde 3 wurde mir langsam klar, das könnte heute endlich klappen mit dem großen Ziel Ironman. Bei Runde 4 kurz die Rundenzeit geprüft und festgestellt, egal was jetzt passiert, selbst wenn ich mit 5km/h ins Ziel wandere – heute schaff‘ ich es! Auch in Runde 5 konnte ich mein konstantes Tempo durchhalten und musste nicht gehen, ein Blick auf die Uhr sagte mir, unter 13h:30m ist heute sogar noch drin. Also in der letzten Runde alles ausgeblendet und ignoriert und einfach nur Richtung Ziel rennen. 13 Stunden 29 Minuten und 40 Sekunden später war es dann endlich soweit, ich habe es geschafft – endlich auch ein Ironman! Direkt im Ziel angekommen freute ich mich sehr über ein kurzes Interview mit Andreas Clauß. Die Zielverpflegung wurde übersprungen, denn nach 24 Gels wollte mein Magen nichts mehr aufnehmen. Danach fiel ich dann nur noch ins Bett und schlief bis zum nächsten Morgen.

Danke für das Verständnis für diesen zeitraubenden Sport an meine Freundin Saskia, Muddi Bea und Andreas. Danke an Eric, ohne dich wäre ich vermutlich nie zum Triathlon gekommen. Danke für die Tipps, Tricks und Ratschläge von Eric, Martin, Rene, Diana und vielen weiteren Oberholzern.

Tja was bleibt noch zu sagen? Einfach beim nächsten Mal die Anleitung lesen und befolgen, dann klappt es bestimmt auch beim ersten Mal mit der Langdistanz oder eben dem IKEA Regal 😉

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